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Tag 4: Adventskalender 2025

Was tun, wenn alle Ressourcen versiegen? Eine überraschende Lektion über Führung in der Krise

Jede Führungskraft kennt diesen Moment, diese existenzielle Klemme. Ein Projekt ist sorgfältig geplant, der Weg scheint klar. Doch plötzlich, durch einen erzwungenen Umweg, stehen Sie vor dem Nichts. Das Unternehmen gerät in eine Schieflage, die Situation erzeugt enormen Stress. Der Mangel an einer lebenswichtigen Ressource droht, das gesamte Vorhaben zum Scheitern zu bringen.

In einer jahrtausendealten Geschichte aus der hebräischen Bibel ist diese Ressource Wasser. Aber wofür könnte Wasser heute als Bild dienen? Könnte es die Liquidität sein, die plötzlich austrocknet? Könnten es die entscheidenden Mitarbeiter sein, die fehlen? Oder mangelt es an Material, das für den nächsten Schritt unabdingbar ist? Wenn alle bekannten Strategien versagen und Ratlosigkeit die Oberhand gewinnt, bietet diese alte Erzählung eine zeitlose und überraschende Strategie für Führung in der Krise.

1. Der Wendepunkt: Die richtige Frage stellen, statt in Panik zu verfallen

Die Ausgangslage ist dramatisch: Der König von Israel, der König von Juda und der König von Edom befinden sich mit ihren Heeren auf einem Feldzug. Ein notwendiger Umweg führt sie durch die Wüste, und nach sieben Tagen ist die Katastrophe da – es gibt kein Wasser mehr, weder für die Soldaten noch für die Tiere.

Die Reaktion des Königs von Israel ist menschlich und nachvollziehbar. Er klagt: „Hätten wir nur diesen Feldzug nie unternommen!“ Seine Perspektive ist auf das Problem fixiert, seine Energie wird von Verzweiflung aufgebraucht.

König Josafat von Juda jedoch tut in dieser Situation das einzig Richtige. Anstatt nach einer logischen, aber unerreichbaren Lösung zu suchen, stellt er eine Frage, die die Dynamik fundamental verändert. Es ist ein Akt, der die Handlungsfähigkeit von innen nach außen verlagert – von der Frage „Was können wir mit unseren begrenzten Mitteln tun?“ hin zur Suche nach einer Logik außerhalb des versagenden Systems. Er fragt: “Ist denn kein Prophet des Herren in der Nähe, durch den wir den Herrn befragen könnten?” Auf seine Frage hin weist ein Diener darauf hin, dass der Prophet Elisa in der Nähe sei. Dieser Perspektivwechsel ist der entscheidende erste Schritt: die Anerkennung, dass in Momenten des totalen Systemversagens die Lösung nicht im System selbst zu finden ist.

2. Die Anweisung: Handeln, bevor es einen Beweis gibt

Die Antwort, die der Prophet Elisa übermittelt, ist für den Verstand seltsam und zutiefst unlogisch. Die göttliche Anweisung lautet: “Hebt in diesem trockenen Tal überall Gruben aus.”

Das Paradoxe an diesem Befehl wird im nächsten Satz unterstrichen: Es wird explizit gesagt, dass es weder Wind noch Regen geben wird. Alle üblichen, sichtbaren Vorzeichen für Wasser werden ausbleiben. Die Könige und ihre Soldaten sollen also entgegen allem Augenschein und aller Vernunft handeln. Dies ist mehr als nur blindes Vertrauen. Es ist die mutige, kontraintuitive Arbeit, Kapazitäten für einen Durchbruch zu schaffen, den aktuelle Datenmodelle nicht vorhersagen können. Sie sollen sich auf eine Versorgung vorbereiten, deren Quelle unsichtbar bleibt.

Für modernes Führen liegt hier eine tiefgreifende Lektion: Echte Krisenführung erfordert manchmal, auf eine Vision zu vertrauen und vorbereitende Schritte einzuleiten, auch wenn alle Prognosen dagegen sprechen. Es ist die strategische Weitsicht, Strukturen für eine Zukunft zu schaffen, die man noch nicht sehen kann.

3. Die Umsetzung: Das menschlich Mögliche für das unmöglich Scheinende tun

Der zentrale Gedanke, der aus dieser Anweisung folgt, ist, dass Glaube oder Vertrauen kein passives Warten, sondern aktives Handeln erfordert. Die Soldaten müssen die harte Arbeit leisten, den Wüstenboden aufzugraben. Dieser Grundsatz lässt sich prägnant zusammenfassen: Sie tun das menschlich Mögliche und erwarten das menschlich Unmögliche von Gott.

Dieses Prinzip der aktiven Vorbereitung im Vertrauen auf eine Zusage ist theologisch tief verwurzelt. Martin Luther formulierte die Trennung der Verantwortlichkeiten so:

“Denn Gott hat mit den Menschen niemals anders gehandelt, handelt auch nicht anders mit ihnen als durch das Wort der Verheißung. Wir hingegen können mit Gott niemals anders handeln, als durch den Glauben an das Wort seiner Verheißung. Unser Werk achtet er nicht, bedarf ihrer auch nicht. Mit denen handeln wir viel mehr gegen die Menschen und mit den Menschen und uns selbst.”

Die Analyse Luthers offenbart eine entscheidende Unterscheidung: Das „Werk“ – das Graben der Gruben – ist nicht dazu da, Gott zu beeindrucken oder sich ein Wunder zu verdienen. Es ist die notwendige menschliche Vorbereitung, die Handlung im und für den menschlichen Bereich. Unser Beitrag ist das aktive, vom Glauben getragene Vorbereiten; die Füllung dieser Gräben obliegt einer anderen Kraft.

In Momenten extremer Knappheit, wenn alle menschliche Planung an ihre Grenzen stößt, kann die wirkungsvollste Strategie darin bestehen, den Fokus zu wechseln. Anstatt in der Problemanalyse zu erstarren, gilt es, auf eine Zusage zu vertrauen und scheinbar unlogische, aber vorbereitende Handlungen zu setzen. Es geht darum, aktiv Raum für eine Lösung zu schaffen, die wir selbst nicht herbeiführen können.

In welcher scheinbar ausweglosen Situation in Ihrem Leben oder Ihrer Arbeit könnten Sie heute beginnen, symbolische „Gruben zu graben“?

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