ZUM WEITERDENKEN
„Ich war blind – und jetzt sehe ich.“
Mit dieser schlichten Aussage bringt der ehemals blinde Mann die Kraft und Bedeutung dessen auf den Punkt, was Jesus an ihm getan hat. In Johannes 9 berichtet der Evangelist Johannes von einem der intensivsten Zeichen Jesu – der Heilung eines Blindgeborenen. Für Hans-Georg ist diese Geschichte kein Märchen, sondern ein Augenzeugenbericht eines realen Wunders mit einer klaren Botschaft: Jesus ist der Messias, das Licht der Welt.
Jesus sieht einen Mann, der von Geburt an blind ist (Joh 9,1). Das allein ist schon besonders, denn echte Blindheit von Geburt ist selten – und schwer vorstellbar. Der Blinde weiß gar nicht, was „sehen“ bedeutet. Diese Blindheit steht symbolisch für die blinden Flecken in unserem eigenen Leben: Dinge, die andere deutlich sehen – wir aber nicht. Und wie der Blinde auf Hilfe von außen angewiesen ist, so brauchen auch wir Menschen, die uns liebevoll sagen: „Du bist blind in diesem Bereich – und ich will dir helfen zu sehen.“
Als die Jünger Jesus fragen, wer an der Blindheit schuld sei – er oder seine Eltern –, verweigert Jesus die Schuldzuweisung. Stattdessen lenkt er den Blick auf das, was Gott tun will: „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes an ihm offenbar werden“ (Joh 9,3). Hans-Georg betont: Wir suchen oft nach Schuld – doch viel wichtiger ist die Frage: Was will Gott jetzt in dieser Situation tun?
Jesus handelt – ganz praktisch und doch tief symbolisch. Er formt aus Erde und Speichel einen Brei und streicht ihn dem Blinden auf die Augen. Das erinnert an die Schöpfung aus Staub (vgl. 1. Mose 2,7).
Dann sendet er ihn zum Teich Siloah – „der Gesandte“ (Joh 9,7). Der Mann gehorcht – ohne Rückfragen – und kommt sehend zurück. Ein Wunder, wie es in der Bibel nie zuvor berichtet wurde: Ein Blindgeborener sieht. Nur der Messias sollte so etwas tun können (vgl. Jes 35,5).
Die Reaktionen sind erstaunlich: Die Menschen diskutieren, ob er wirklich derselbe ist. Die religiösen Führer verhören ihn – zweimal. Seine Eltern fürchten die gesellschaftlichen Konsequenzen und halten sich bedeckt.
Doch der Geheilte bleibt standhaft: „Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eins aber weiß ich: Ich war blind und jetzt sehe ich“ (Joh 9,25). Schritt für Schritt wächst sein Glaube – vom „Menschen Jesus“ hin zum „Propheten“ und schließlich zum „Herrn“, den er anbetet (Joh 9,38).
Jesus sucht ihn auf, als er ausgestoßen wird. Das zeigt: Jesus lässt uns nicht allein, auch wenn wir von anderen abgelehnt werden. Er offenbart sich als der „Sohn des Menschen“ – ein Titel mit messianischem Gewicht (vgl. Dan 7,13) – und führt den Mann in eine Beziehung des Glaubens.
Am Ende wird deutlich: Nicht alle, die sehen, sind wirklich sehend. Und nicht alle, die blind sind, bleiben es. Jesus sagt: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die, die nicht sehen, sehend werden, und die, die sehen, blind werden“ (Joh 9,39). Wer sich für sehend hält, bleibt blind. Wer seine Blindheit erkennt, kann von Jesus Licht empfangen.
Fünf Fragen für die Kleingruppe:
- Wo gibt es in deinem Leben blinde Flecken, die dir erst durch andere Menschen bewusst geworden sind?
- Was bedeutet es für dich ganz persönlich, dass Jesus dich sieht – selbst wenn dich andere übersehen?
- Wie kannst du „Werke Gottes“ in schwierigen Lebensumständen erwarten oder sogar erkennen?
- Was hindert dich manchmal daran, einfach gehorsam zu handeln, wie der Blinde es tat?
- Wo verhältst du dich vielleicht wie die Pharisäer – zu schnell urteilend, zu sicher im eigenen „Sehen“?


